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Morphologie:
Der physiologische Ablauf einer Gravidität wird von zahlreichen mütterlichen und fetalen Faktoren beeinflusst. Jeder Faktor ist störbar und kann den Erfolg der Schwangerschaft gefährden. Die Pathomorphologie der Plazenta wird nur unter Kenntnis der normalen Entwicklung der Plazenta und deren inniger Beziehung zur uterinen Implantations- und Plazentationszone verständlich. Die pathomorphologische Plazentadiagnostik kann unter Berücksichtigung der klinisch bekannten Schwangerschaftsparameter eine relevante Aussage zu Ursachen einer intrauterinen Entwicklungsstörung des Kindes oder Risikofaktoren für dessen postnatale Entwicklung aufdecken. Die Weitergabe dieser klinischen Parameter an den Pathologen ist essentiell. Dazu gehören die Angabe des Gestationsalters und Hinweise auf bekannte mütterliche Vorerkrankungen und Risikofaktoren (Hypertonie, Präeklampsie, Diabetes mellitus, Autoimmunerkrankungen, Nikotinabusus, Infekt) oder kindliche Erkrankungen (intrauterine Wachstumsretardierung, Infekt, Zeichen einer akuten oder chronischen Plazentainsuffizienz, Fehlbildungen...).
Bereits in der Frühschwangerschaft werden die Weichen für eine gute Nährstoffversorgung des Feten gestellt. In der frühen Implantationsphase gewinnt der extravillöse Trophoblast Anschluss an die mütterlichen dezidualen und myometrialen Spiralarterien, invadiert die Arterien-Wand, und ersetzt obligat die glatte Muskulatur derselben. Diese physiologisch transformierten Arterien bleiben weitgestellt und stellen einen konstanten Blutfluss unter niedrigen Druckbedingungen sicher, ohne Risiko der Vasokonstriktion. Eine ungenügende vaskuläre Transformation gilt als Riskofaktor für die Entwicklung einer Prä-Eklampsie.
Der maternofetale Stoffaustausch geschieht über die syncytiokapillären Membranen der Zottenoberfläche und erfordert eine fortschreitende Zottenverzweigung und Reifung der Zotten, um im Verlauf der Schwangerschaft an Kapazität mit dem Wachstum des Feten Schritt zu halten.
Anmerkung:
Da es sich bei der Gravidität um einen physiologischen Vorgang handelt, sind die Bilder dieses Präparates in der Spalte mit den Normalbefunden auf der rechten Seite zu sehen.
Klinik
Diagnostik:
Im Folgenden sind die Indikationen für eine histolopathologische Beurteilung der Plazenta aufgelistet:
Mütterliche Erkrankungen:
Manifester Diabetes mellitus oder Glucoseintoleranz
Hypertonie
Koagulopathie
Vorausgegangene Fehlgeburten
Eine oder mehr vorausgegangene Fehlgeburten
Oligo/ Polyhydramnion
Fieber, Infekt
Medikamenteneinnahme während der Schwangerschaft
Alkohol- oder Drogenabusus in der Anamnese
Vaginale Blutungen
Vorzeitige Lösung
Fetale und neonatale Erkrankungen/Entwicklunsstörungen:
Fehlgeburt oder perinataler Tod
Frühgeburt (<37. SSW) oder überlange Tragzeit (>42. SSW)
Mehrlingsschwangerschaften
Kongenitale Abnormitäten
Hydrops
Visköses Mekonium
Apgar weniger als 4 nach 5 Minuten
Neurologische Probleme inklusive Anfälle
Abort
Manifeste oder vermutete Infektion
Abnormitäten der Plazenta:
Makroskopisch auffällige Anomalien der Plazenta, der Eihäute oder der Nabelschnur
Anomalie des Implantationsortes (z.B.Plazenta praevia)
Makroskopisch auffällige Anomalien der Plazenta, der Eihäute oder der Nabelschnur
Chorangiom
Anmerkung:
Die Plazenta sollte wenn möglich frisch eingesandt werden. Zur Autopsie einer Totgeburt gehört auch die Beurteilung der Plazenta.
Normalbefund
Morphologie
Morphologische Merkmale:
Myometrium bedeckt von dezidualisiertem Endometriumstroma der Dezidua basalis.
Invasion des Myometriums durch intermediären extravillösen Trophoblast.
Fibrinoidschicht.
Chorionzotten, ein Teil davon verankert mit dem dezidual transformierten Endometrium = Dezidua basalis (Haftzotten).
Choriondeckplatte.
Rechts oben Anteile des Chorion laeve.
Praxis-Tipp:
Die Plazenta sollte unfixiert eingesandt werden. Sie kann über ein bis zwei Tage bei Kühlschrank-Temperatur gelagert werden. Einfrieren und Wieder-Auftauen verursacht ausgeprägte Artefakte und ist abzulehnen.
Die Beurteilung der Plazenta stellt eine unverzichtbare Ergänzung der fetalen Autopsie dar.